Linktipp: „Basiswissen für die Kriminologie direkt aus dem Gefängnis“

Manchmal mag es unpassend erscheinen, nur auf Blogartikel Dritter zu verweisen, insb. wenn sie zunächst einmal offtopic zu sein scheinen. Sie müssen es aber nicht sein. Darin enthaltene Informationen können sich nämlich auch auf andere Themenfelder übertragen lassen. Und genau ein solcher Blogartikel verdient es, mehr beachtet zu werden. In dem Blog kriegsursachen.blogspot.de. beleuchtet der Betreiber eine bemerkenswerte Veröffentlichung des Autors Jens Söring. Vorweggenommen, der Autor bezeichnet sich der Tat, weswegen er einsitzt, als unschuldig. Ob das so den Tatsachen entspricht, oder ob dieser rechtskräftig verurteilt wurde (in dem Land, wo der Autor einsitzt, gibt es in bestimmten Zusammenhängen Justizirrtümer), ist inhaltlich irrelevant, sollte aber trotzdem noch Erwähnung finden können.

Der Blogger betrachtet – nicht unbegründet – die Veröffentlichung aus 3 Gründen als eine Basisgrundlage der Kriminologie:

„1. Der Inhalt und die Aussagen 2. Der Autor ist hoch intelligent (u.a. auch Autor einiger Bücher) und verfügt offensichtlich über eine gute Beobachtungsgabe und auch Fähigkeiten, mit Menschen in tieferen Kontakt zu treten. 3. Jens Söring ist selbst seit über 25 Jahren inhaftiert, hat mit Mördern und Sexualverbrechern zu tun, ist „offiziell“ einer von ihnen und beobachtet/berichtet also aus einer Perspektive heraus, die mit normalen wissenschaftlichen Mitteln nicht möglich wäre.“

Auf den Punkt gebracht hat der Autor in seinem Artikel nichts anderes gemacht, als das Umfeld, sprich, die Mitinsassen des Gefängnisses zu beobachten und soweit möglich, ihren Werdegang seit der Kindheit darzulegen / zu analysieren u. kommt dabei zu einem durchaus nachdenkenswerten Ergebnis:

„Nun gibt es ja alle möglichen kriminologischen Theorien, die versuchen zu erklären, warum manche Menschen Verbrechen begehen und andere nicht: Armut, Drogenabhänigkeit, schlechte Schulen, Geisteskrankheit, gewaltätige Videospiele, zum Beispiel. Bestimmt tragen alle diese Dinge auch dazu bei, dass es Kriminalität gibt. Was bei solchen Ursachenlisten jedoch immer fehlt, ist die Tatsache, dass alle Verbrecher als Kinder sexuell oder körperlich misshandelt wurden! Und wenn man sich mit diesem unbequemen Fakt nicht befasst, darf man sich nicht wundern, dass die Kriminalitätsbekämpfung nie so richtig erfolgreich ist.

Ich weiß nicht, warum niemand darüber sprechen will, dass alle Verbrecher erst Opfer der Kindesmisshandlung waren, bevor sie zu Tätern wurden. Vielleicht ist es für die Gesellschaft bequemer und einfacher, die Bösewichter auszugrenzen und einzusperren, statt ihnen mit Mitleid zu begegnen. Vielleicht will man einfach nicht das Geld ausgeben um all die inhaftierten Verbrecher zu therapieren. Vielleicht glaubt man, dass solchen Menschen sowieso nicht zu helfen ist – und vielleicht stimmt das sogar. Eines ist sicher: Sie werden niemanden finden können, der sich mit diesem Thema befassen will. Und dann werden Sie es mit der Zeit auch selber vergessen.“ Man möchte hinzufügen „und sie werden von der Gesellschaft nach der Ermordung ihrer Seelen und in Folge währenddessen verlorengeganger Empathie – siehe hier – mangels Hilfe willentlich in die falscheste aller Richtungen gedrängt.“

Artikelbild v. Dennis SkleyLizenzbedingungen



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